Lindner rechnet mit Kraft und Jäger ab

Lindner rechnet mit Kraft und Jäger ab

Jäger ist die Innere Sicherheit bereits weitgehend entglitten

Jäger sei die Innere Sicherheit bereits weitgehend entglitten, kritisierte Lindner. Die Versäumnisse gingen weit über das Einsatzdebakel der Kölner Polizei in der Silvesternacht hinaus. „Nordrhein-Westfalen ist ein Paradies für Taschendiebe, ein El Dorado für Salafisten“, sagte er. „Wenn Sie Charakter haben, dann stellen Sie sich jetzt Ihrer Verantwortung“, appellierte er an Jäger. „Für Ihre eigene Koalition sind sie nur noch ein Klotz am Bein.“

Sicherheitslage in NRW insgesamt bedrückend

FDP und CDU hatten die Sondersitzung des Landtags zu den Übergriffen in Köln beantragt: „Die Bürgerinnen und Bürger müssen sich in jedem Winkel unseres Landes sicher fühlen können. In der Silvesternacht war das in Köln nicht der Fall. Deshalb muss sich das Parlament damit befassen“,  hatte der Fraktionsvorsitzende Christian Lindner in einem Statement mit dem Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion NRW Armin Laschet erläutert.

Die Sicherheitslage in NRW sei insgesamt bedrückend: „Amtlich bestätigte No-Go-Areas, steigende Einbruchskriminalität, ein Asylbewerber in NRW, der in Frankreich als terroristischer Gefährder erschossen wurde.“ Darauf habe der Innenminister keine konzeptionelle Antwort. „Unverständlich, dass Ministerpräsidentin Kraft die innere Sicherheit in NRW nicht zur Chefinnensache macht, sondern dem Treiben ihres Innenminister Jäger tatenlos zuschaut.“

CDU und FDP erwägen, einen Untersuchungsausschuss zu beantragen, um die Verantwortlichkeiten für das Polizei-Debakel zu klären.

„Lindner rechnet gnadenlos ab“ – FOCUS Online berichtet über einen Ausschnitt aus der heutigen Rede von CL zu den Vorfällen am Kölner Hbf. TL

Posted by Christian Lindner on Donnerstag, 14. Januar 2016

Scheuer-Vorschlag würde Rechtsstaat aushebeln

Scheuer-Vorschlag würde Rechtsstaat aushebeln

Kubicki moniert: „Der Vorschlag von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer mag in der kruden christsozialen Vergeltungsgedankenwelt Sinn ergeben.“ Faktisch aber würde dies den Rechtsstaat aushebeln. Der Jurist wirft der CSU vor, hiermit offenbar den Eindruck vermitteln zu wollen, „ihre ‚tiefschwarze Magie‘ könne sich über sämtliche rechtsstaatlichen Erwägungen hinwegsetzen“. Erreichen würde die CSU damit aber lediglich, dass die wenigen Menschen, die an die Ernsthaftigkeit der CSU-Forderungen glauben, letztlich enttäuscht werden müssen.

Hintergrund

In Deutschland gilt die Unschuldsvermutung, einer der wichtigsten Grundsätze des Rechtsstaats. Danach wird jeder Beschuldigte bis zum rechtskräftigen Beweis des Gegenteils als nicht schuldig angesehen, dementsprechend ist er zu behandeln. Der Staat hat sich an dieses Prinzip zu halten. Die Unschuldsvermutung ist in Deutschland seit 1950 unmittelbar geltendes Recht, und zwar über Artikel 6 der Europäischen Menschenrechtskonvention. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer will diesen Grundsatz aushebeln.

Tunesien hat Großes geleistet

Tunesien hat Großes geleistet

Was die Menschen zurzeit umtreibe sei die drohende Spaltung der großen säkularen Regierungspartei Nidaa Tounes, die sich bei den letzten Parlamentswahlen mit dem Versprechen von Stabilität, Autorität und Kontinuität gegen die islamisch-konservative Ennahda Partei durchgesetzt hatte. Dies bilde auch die Spaltung in der Bevölkerung zwischen progressiven und konservativen Kräften ab, erläutert Erbel.

„Die bisherigen Erfolge der demokratischen Transformation Tunesiens lassen sich langfristig nur wahren, wenn dem Land auch eine ähnlich erfolgreiche wirtschaftliche Wende gelingt“, verdeutlicht der Stiftungsexperte. Vor allem gelte es, durch kluge Politik Arbeitsplätze zu schaffen, Armut zu bekämpfen und regionale Gegensätze zu reduzieren.

Lesen Sie hier das vollständige Interview.

Rechtsstaatprüfung ist ein großer Fortschritt

Rechtsstaatprüfung ist ein großer Fortschritt

„Es gibt zwei starke Indizien, die darauf hindeuten, dass der Rechtsstaat ausgehebelt werden könnte. Wenn die Freiheit des Verfassungsgerichtes eingeschränkt und die Medienfreiheit untergraben wird, sind das sehr deutliche Hinweise, die wir nicht übersehen dürfen“, erläuterte Lambsdorff gegenüber der „Märkischen Allgemeinen“. Für den Freidemokraten steht fest, dass die Gespräche zwischen der EU und Polen etwas bewegen können: „Man sollte dieses Prinzip ‚Wir müssen darüber reden‘ nicht zu tief hängen. Eine solche Prüfung ist schon ein großer Fortschritt.“

Warschau weist EU-Kritik zurück

Die klaren Worte aus Warschau überraschten den Freidemokraten nicht, zu Beginn eines Dialogs müssten beide Seiten ihre Position verdeutlichen. Die Hoffnung in Brüssel sei, dass sich Warschau im Verlauf eines solchen Dialoges insbesondere bei der Frage des Verfassungsgerichts bewegen werde, erklärte Lambsdorff. „Denn dieses Gesetz ist nichts anderes als die Lähmung der dritten Gewalt im polnischen Staatsaufbau, und das ist etwas, was mit den Werten der Europäischen Union nicht vereinbar ist.“

Die polnische Ministerpräsidentin Beata Szydlo dürfe ihr demokratisches Mandat ausüben, allerdings dürfe sie nicht die Axt an die Wurzel der Rechtsstaatlichkeit legen. „Das sind europäische Werte, die da betroffen sind, und die wollen wir gemeinsam verteidigen.“

Lesen Sie hier das vollständige Interview im „SWR“

Frage: Dieses Verfahren gibt es erst seit einem knappen Jahr. Ist das der richtige Weg, den die EU-Kommission da einschlägt?

LAMBSDORFF: Dieses Verfahren ist der richtige Weg, es ist mehr als ein einfaches Vertragsverletzungsverfahren, was ja sehr technisch ist, und weniger als das, was unter Diplomaten hier in Brüssel die „Atombombe“ genannt wird, also gleich die Drohung mit dem Entzug des Stimmrechts. Es ist ein Verfahren, das einen Dialog ermöglicht zwischen einem betroffenen Staat und den Institutionen der Europäischen Union. Übrigens ein Verfahren, das ganz stark auf eine Initiative der Liberalen zurückgegangen ist. Das war eine Initiative damals von Außenminister Westerwelle, so etwas einzuführen. Ich bin froh, dass wir das jetzt anwenden können.

Frage: Das was man jetzt aus Polen im Moment hört von der rechts-nationalen Regierung ist aber eher auf Konfrontation gebürstet. Meinen Sie, dass man mit Dialog denn weiterkommt?

LAMBSDORFF: Also auf jeden Fall muss man den Dialog zunächst einmal beginnen, und ich finde es auch nicht überraschend, dass zu Beginn des Dialoges beide Seiten zunächst einmal ihre Positionen darlegen, so wie sie sie für richtig halten. Im Laufe eines solchen Dialoges, das ist jedenfalls die Hoffnung hier in Brüssel, wird sich Warschau insbesondere bei der Frage des Verfassungsgerichts bewegen. Denn dieses Gesetz, Sie haben das in der Anmoderation freundlich „Reform“ genannt, dieses Gesetz ist nichts anderes als die Lähmung der dritten Gewalt im polnischen Staatsaufbau, und das ist etwas, was mit den Werten der Europäischen Union nicht vereinbar ist.

Frage: Der Einfluss der EU ist aber begrenzt. Die Staats- und Regierungschefs müssten einstimmig die Verletzung europäischer Werte in Polen feststellen. Erst dann wären Sanktionen möglich. Und Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hat bereits angekündigt, sein Veto einzulegen, also immer auf der Seite Polens zu stehen. Was bringt also das Vorgehen der EU-Kommission letztendlich?

LAMBSDORFF: Nun vergessen wir nicht, dass wir in Polen ja eine sehr aktive Zivilgesellschaft haben. Wir haben große Demonstrationen in vielen polnischen Städten gehabt am letzten Samstag, genau gegen dieses Vorgehen der Regierung. Die Regierung hat in den Wahlen ungefähr 38 Prozent gekriegt und wegen des Wahlrechts dann die absolute Mehrheit der Sitze. Aber es ist nicht so, als ob sie ein überragendes Mandat bekommen hätte, den gesamten Staat umzubauen. Und ich glaube, das muss man der Regierung in Warschau klar machen, dass selbstverständlich ihr demokratischer Wahlsieg respektiert wird, einerseits. Aber andererseits, wenn es darum geht, Grundfreiheiten, Grundrechte, die Gewaltenteilung zu verteidigen, dann ist Polen als Mitgliedsstaat der Europäischen Union verpflichtet, genau das zu tun. Und ich glaube, es bringt schon etwas, wenn man aus Brüssel das mit allem Nachdruck deutlich macht. Auf dem Weg zu Sanktionen, das ist das, wie ich eben den Artikel 7 genannt habe, die sogenannte „Atombombe“, da sind wir noch lange nicht, da könnte Viktor Orban dann ein Veto einlegen. Aber, wie gesagt, wir sind am Anfang eines Prozesses.

Frage: Die EU-Kommission ist die eine Institution, dann gibt es aber auch das Europäische Parlament, dessen Vizepräsident sie ja sind. Kommenden Dienstag debattiert das EU-Parlament über die politische Lage in Polen. Ministerpräsidentin Beata Szydlo will teilnehmen. Graf Lambsdorff, ganz kurz noch, was werden Sie ihr sagen?

LAMBSDORFF: Dass sie selbstverständlich ihr demokratisches Mandat ausüben darf, dass sie aber nicht die Axt an die Wurzel der Rechtsstaatlichkeit legen darf. Das sind europäische Werte, die da betroffen sind, und die wollen wir gemeinsam verteidigen.

Sie wollen ein Problem verdrängen

Sie wollen ein Problem verdrängen

Die Vizepräsidentin des Bundestages, Claudia Roth, hatte die Übergriffe an Silvester zwar scharf verurteilt. Gleichzeitig sagte sie aber gegenüber der Welt: „Es gibt auch im Karneval oder auf dem Oktoberfest immer wieder sexualisierte Gewalt gegen Frauen.“ Ein großer Teil der öffentlichen Empörung würde sich ihrer Meinung nach nicht gegen sexualisierte Gewalt, sondern auf die Aussagen, dass die mutmaßlichen Täter nordafrikanisch und arabisch aussehen, richten.

Meinen offenen Brief an Claudia Roth über ihre verharmlosenden Aussagen zu den Vorfällen in Köln und Hamburg…

Posted by Katja Suding on Dienstag, 12. Januar 2016

Vergleich ist nicht haltbar

Für FDP-Vize Katja Suding ist der Vergleich der Silvesterereignisse mit dem Oktoberfest nicht haltbar. „Was ist in Sie gefahren, wenn Sie so die schwere Übergriffe der letzten Wochen verniedlichen?“, fragt Suding in dem offenen Brief in der „Welt“. Dieses Problem kleinzureden, nutze niemandem: „Nicht den verängstigten Frauen, die sich nach dem Übergriff auf der Straße quasi einen zweiten politischen Übergriff der Gleichgültigkeit durch Sie gefallen lassen müssen. Und nicht den Polizisten, Staatsanwälten und Richtern, die statt Unterstützung von Ihrer Seite eine Art Generalentschuldigung vor die Füße geworfen bekommen – nach Motto: Es kann nicht sein, was nicht sein darf.“

German Mut statt German Angst

Natürlich habe es in Deutschland auch vor den Flüchtlingsströmen schon Belästigungen, Gewalt gegen Frauen, Raub und Vergewaltigung gegeben. Diese Selbstverständlichkeit jetzt zu betonen, könne ihrer Meinung nach nur einem Zweck dienen: „Sie wollen öffentlich verdrängen, dass es in der Tat ein signifikantes Problem mit einem Teil der in der letzten Zeit zu uns gekommenen jungen Männer aus fremden Kulturkreisen, vor allem aus Nordafrika und dem arabischen Raum, gibt.“

Suding verfolgt den Ansatz: „Wir müssen stattdessen sagen, dass es mit einem Teil junger Männer aus Nordafrika schwerste Integrationsprobleme gibt, die wir nur auf zwei Wegen lösen können: Schnellste Umkehr und Akzeptanz unserer freiheitlichen Werte. Oder rasche Rückkehr, auch unfreiwillige, in ihre Herkunftsländer.“ Dafür brauche es mehr Mittel für Bildung und Integration sowie für Polizei und Justiz. „Dazu braucht es gelebte Willkommenskultur, die Flüchtlingen unsere Werte klar vermittelt. Und dazu braucht es German Mut und nicht German Angst.“